Ein Kompromiss und seine Folgen

Freitag nachmittag im Kölner Grüngürtel. Überall entspannte Wochenendstimmung – überall? Nein, im Geissbockheim ist ein sonst so freundlich und beherrscht wirkender Schwabe in Rage. Via FC-Webseite und Kölner Medien lässt Herr Wehrle verkünden, was der 1.FC Köln von dem  Kompromissvorschlag der Oberbürgermeisterin hält – nämlich gar nichts.

Durch den offenen Brief an Frau Reker hat sich einiges bewegt und die Verwaltung hat versucht, die FC-Pläne etwas abzumildern. Die neue Verwaltungsvorlage wird als Kompromiss gehandelt. Der sich am Anfang so kompromissbereit gebende FC reagiert darauf sehr emotional.

„Wir haben immer betont, dass wir offen sind für Kompromisse, aber am Ende muss dabei auch etwas rauskommen, das sportlich noch einen Sinn ergibt“, kritisierte FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle (Quelle Ksta 2016).

Ist die so hochgehaltene Kompromissbereitschaft wieder nur vorgeschoben, wie damals 2008, als beteuert wurde, dass der FC nie wieder im Grüngürtel weitere Fläche beanspruchen würde? Unsere Skepsis wächst zunehmend.

Ein kurze Zusammenfassung der Geschehnisse der Reihe nach:

Was schlägt die Oberbürgermeisterin vor?

Der Kompromissvorschlag der Oberbürgermeisterin beinhaltet die folgenden Punkte:

  • Rückbau und Renaturierung eines Platzes am Geissbockheim (der Platz der zum Decksteiner Weiher liegt)
  • Zwei neue Kunstrasenplätze statt drei auf der Gleuler Wiese
  • zusätzlich kann der FC auf einen Platz am Fort Deckstein, der mit Kunstrasen ertüchtigt werden soll, nutzen
  • das Leistungszentrum soll wie vorher geplant gebaut werden dürfen

 

Die Reaktion des FC

 „Statt auf der Grundlage dieser sportlich und ökologisch sinnvollen Alternative eine politische Mehrheit zu suchen, werden in den letzten Monaten des Verfahrens Einzelinteressen von Akteuren bedient, die unser Vorhaben ohnehin rundweg ablehnen. Daher stellt sich mehr denn je die Frage, ob die Positionierung Kölns als Sportstadt mehr ist als eine Marketing-Idee, und welchen Stellenwert der 1. FC Köln in dieser Stadt eigentlich hat“ (Quelle Webseite FC Köln)

Nachdem der 1.FC Köln bereits Anfragen für die Verwaltung beantwortet, ist es wohl nicht zu spekulativ zu behaupten, dass der „Kompromiss“ der Verwaltung in Wahrheit das Angebot des 1.FC Kölns ist – zähneknischend hätte der 1.FC Köln dann diesen „Kompromiss“ akzeptieren können. Man fragt sich, welchen Anspruch der FC für sich erhebt. Alleine, dass über eine Bebauung in einem Landschafts- und Denkmalschutzgebiet ernsthaft diskutiert wird, zeigt, wie sehr die Stadt ihrem Fußballverein den Hof macht.

Durch diese Statement entlarvt sich der 1.FC Köln außerdem selber und zeigt klar sein Verständniss von der Stadt Köln und seinen Anwohnern: Sich jetzt derart darüber zu empören, dass die Meinungen zahlreicher Kölner Bürger gehört und berücksichtigt werden sollen, ist wohl kaum ein Zeichen von Kompromissbereitschaft und wird dem  FC wahrlich Sympathiepunkte kosten. Natürlich ist vielmehr vom einem Einzelinteresse des FC zu sprechen, als vom einem Einzelinteresse der Bürger. Werden zahlreichen Eingaben, Briefe und Gespräche der Anwohnen von der Verwaltung der Stadt Köln wahrgenommen, sind dies plötzlich Partikuarinteressen – wenn eine profitorientieren KGaA mit über 100.000.000 € Umsatz öffentliche Flächen, die unter Denkmal und Landschaftsschutz stehen, privatisieren will sollen diese Vorstellungen plötzlich mehrheitsfähig sein? Nein, Herr Wehrle, die Mehrheit der Kölner und auch mehr und mehr politische Verantwortungstäger lehnen diese Pläne ab! Es existiert überhaupt kein Anspruch des 1.FC Kölns auf eine Erweiterung seiner Flächen im Grüngürtel.

Und am Rande – „Sportstadt Köln“, es wäre wirklich erstaunlich, was drei neue Kunstrasenplätze im Grüngürtel da für das weltweite Image der Stadt Köln als „Sportstadt“ bedeuten würden – denn ehrlich – wer von uns wacht nicht morgens auf und wünscht sich als erstes „Oh wenn doch das Image von Köln als Sportstadt besser würde?…“ Eine Teilstandortverlagerung in diesem Zusammenhang als existenzgefährend zu bewerten, entzieht sich jeder auch noch so wohlwollenden Vernunft.

Weiter schreibt der FC:

Drei vollwertige Fußballplätze sind die Mindestvoraussetzung und daran haben wir bei dem vorgelegten Plan erhebliche Zweifel. Es ist nicht geklärt, ob an der Kampfbahn am Decksteiner Fort mit Rücksicht etwa auf den Artenschutz überhaupt das benötigte Flutlicht angebracht werden dürfte“ (Quelle Webseite FC Köln).

An dieser Stelle darf man wirklich lachen – wir halten fest, der FC Köln hat Zweifel, ob Flutlicht am Fort Deckstein dem Artenschutz enspricht – aber 400m weiter auf der Gleuler Wiese sollen die drei- oder vierfache Anzahl von Flutlichtmasten den Artenschutz nicht mehr tangieren??? An dieser Aussage sieht man, dass Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit für den FC nur leere Floskeln sind, um seine Interessen durchzusetzen.

 

Was kann ich machen?

Am 10. November wird das Thema „Beschlussvorlage Grüngürtel“ im Stadtentwicklungsausschuss beraten. Endlich wurden die ca. 500 Bürgereingaben von der Verwaltung fertig ausgewertet, welche mit in die Entscheidung einfließen sollen. Die Auswertung findet ihr hier. Liest man sich allerdings die Statements der Verwaltung im einzelnen durch, stellt man jedoch immer noch den FC-Einfluss fest. So unterstützt die Verwaltung immer noch die Gesamtlösung am Geißbockheim und geht einer weiteren Prüfung einer Teilverlagerung an Alternativstandorten nicht nach. Ebenso deklariert sie Kunstrasen als landschaftsschutz- und denkmalverträglich. Dabei führt ein Kunstrasenplatz zu einer vollständigen Versiegelung und nachweislich einer Zerstörung des darunterliegenden Bodens.

In der Tabelle unten findet Ihr die Mailadressen der StEA Mitglieder, schreibt Ihnen, was Ihr von den Plänen des FC haltet.

Außerdem planen wir Proteste im Vorfeld des StEA – wenn Ihr Zeit habt, kommt vorbei und unterstützt mit uns den Grüngürtel.

NameFraktionEmailadresse
Teresa De Bellis-OlingerCDUt.debellis@koeln.de
Niklas KienitzCDUinfo@niklas-kienitz.de
Monika Roß-BelknerCDUbelkner@netcologne.de
Dr. Eva BürgermeisterSPDpost@eva-buergermeister.de
Michael FrenzelSPDfrenzel@muelheim-SPD.de
Rafael Christof StruweSPDpost@rafaelstruwe.de
Ralph SterckFDPralph.sterck@stadt-koeln.de
Kirsten JahnGRÜNEkirsten.jahn@gruenekoeln.de
Sabine PakulatGRÜNEsabine.pakulat@gruenekoeln.de
Luisa SchwabGRÜNEluisa.schwab@gruenekoeln.de
Michael WeisensteinLINKEdielinke.koeln@stadt-koeln.de