Stadtklima, Umwelt und Nachhaltigkeit

Die Natur versteht gar keinen Spaß, sie ist immer wahr, immer ernst, immer strenge, sie hat immer recht, und die Fehler und Irrtümer sind immer des Menschen. – Johann Wolfgang von Goethe

Eine Bebauung wäre ein tiefgreifender Eingriff in die Natur. Eine bis jetzt vollständig naturbelassene Fläche würde versiegelt werden. Dies würde den darunterliegenden Boden irreversibel schädigen, die klimaaktive Wiese (Wiesen sind besonders klimaaktiv) würde vollständig wegfallen und durch den Kunstrasen würde die Klimabilanz zusätzlich verschlechtert werden. Zudem stellt die betroffene Wiese den Lebensraum vieler Tiere dar. Ökologischer Ausgleich durch eine „Ersatzfläche“ kann hierbei nicht geschaffen werden, weil sie aufgrund mangelnder freier Fläche nicht ortsgebunden sein kann.

Im Folgenden haben wir Informationen zu Klima und Umwelt zusammengetragen:

  1. Aus dem Projekt Klimawandelgerechte Metropole Köln –  in dem Experten wissenschaftlich fundierte Empfehlungen geben:
„Durch die steigenden Temperaturen infolge des Klimawandels werden Ballungsräume zukünftig insbesondere durch zwei Aspekte zusätzlich belastet. Zum einen wird erwartet, dass Hitzeperioden häufiger auftreten, länger andauern und durch höhere Temperaturen gekennzeichnet sein können. Während solcher lang andauernder Hitzeperioden steigt die Wärmebelastung stark an und die fehlende Abkühlung in der Nacht führt dazu, dass die Erholung deutlich vermindert wird: Dies kann die Gesundheit insbesondere von Kindern, älteren und kranken Menschen gefährden, aber auch das Wohlbefinden und die Arbeitsfähigkeit der Stadtbewohner und -bewohnerinnen beeinträchtigen. Zum anderen ist damit zu rechnen, dass die ansteigenden Temperaturen zu veränderten Niederschlagsmustern führen. Es wird erwartet, dass Häufigkeit und Intensität von Starkniederschlägen zunehmen und Ballungsräume dadurch noch stärker als bisher gefährdet sind, führen diese doch bereits heute hier oft zu Schäden an der Infrastruktur und verursachen hohe Kosten. Das Wasser kann in Städten vielfach nur oberirdisch abfließen, die Kanalisationen sind in der Regel nicht für besonders heftige Ereignisse ausgelegt.
Im Rahmen dieser Pilotstudie wurden die Thematiken der Wärmebelastung beziehungsweise Hitzeinseln und der Starkniederschläge im Kontext des Klimawandels und am Beispiel der Stadt Köln analysiert, die als größte Stadt in NRW in besonderem Maße dafür geeignet scheint.

Die Studie wurde als Gemeinschaftsprojekt zwischen dem Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen und dem Deutschen Wetterdienst durchgeführt. Weitere Partner waren die Stadt Köln mit dem Umwelt- und Verbraucherschutzamt und die Stadtentwässerungsbetriebe Köln (StEB). Durch diese Zusammenarbeit war eine an der Praxis orientierte Ausrichtung des Projektes möglich. Zudem wird sichergestellt, dass die Ergebnisse in der Planung Verwendung finden können.“ (S. 10)

„Hier sollte dem Wärmeinseleffekt entgegen gewirkt werden, indem viele kleine, vernetzte Grünflächen geschaffen werden, die durch ihre Summenwirkung zu einer Verminderung der thermischen Belastung beitragen. […] Außerhalb liegen die dichter bebauten Subzentren „inselartig“ in den klimaaktiven Freiflächen. Diese Siedlungsflächen sind im Kern hoch belastet, da sie nach außen von klimatisch belasteten Siedlungsflächen umrahmt werden. Hier ist wichtig, dass die umgebenden klimaaktiven Freiflächen erhalten bleiben, damit sich die klimatische Belastung nicht erweitert und bei austauscharmen Wetterlagen Frisch- und Kaltluft in die Siedlungsgebiete gelangen kann. “ (S.122)

„Die Stadt Köln verfügt über ein besonderes gesamtstädtisches Grünsystem. Das in den 1920er Jahren konzipierte und in den folgenden Jahrzehnten ausgebaute Grünsystem erfüllt neben der Erholungsnutzung auch wichtige klimatische (Durchlüftung, Mikroklima) und ökologische Funktionen. Aus diesem Grunde ist es oberstes Ziel der Stadt- und Grünplanung, dieses System zu erhalten und dort, wo sich die Chance ergibt, auch weiter auszubauen.“ (S.127)

„Auch das Impulsprojekt Äußerer Grüngürtel, das mit einer regen Beteiligung der Bürger durchgeführt wurde, hat nicht nur die Bedeutung dieses Wald- und Wiesengürtels deutlich gemacht, sondern auch Möglichkeiten zur Erweiterung, vor allem im rechtsrheinischen Stadtgebiet aufgezeigt.“ (S.128)

* die Seitenangaben sind Zitate aus dem Abschlussbereicht Klimawandelgerechte Metropole Köln – Fachbericht 50, LANUV 2013, der hier bestellt werden kann.

„Weite Teile des Grünsystems wurden im Laufe der Zeit als zusammenhängende Volksparke ausgebaut. Aufgrund dieser Entwicklung hat das Grünsystem Kölns heute auch eine wichtige Bedeutung für den urbanen Biotopverbund, der dem Schutz und der Entwicklung von Natur und Landschaft in ökologisch wertvollen Bereichen Vorrang einräumt.“ (S.31)

„Konfliktfelder im Themenbereich Naturschutz und Landschaftspflege

Nach wie vor weisen die Landschaften der Metropolregion Köln/Bonn einen Rückgang der wild lebenden Tier- und Pflanzenarten auf. Die Lebensgemeinschaften der Ökosysteme werden sozusagen „ausgedünnt“ und es besteht die Gefahr, dass diese mehr und mehr ihre Funktions- fähigkeit verlieren. Intakte Ökosysteme wie beispielsweise naturnahe Wiesen  findet man nur noch auf Restflächen. Folglich ist die lebensnotwendige Biodiversität der Kulturlandschaft immer noch rückläufig.

Ein Auslöser dieser Verarmung des Naturerbes sind auch die fortschreitende Versiegelung und Bebauung der Landschaft sowie die damit verbundenen  flächenhaften Beeinträchtigungen des Grundwasserhaushalts. Hinzu kommen die ungehemmte Zerschneidung der Landschaft, beispiels- weise durch Verkehrswege, sowie eine von Landwirtschaft, Automobilverkehr und zahlreichen weiteren Emittenten verursachte Hypertrophierung weiter Flächen durch Stickstoffverbindungen. All dies beschleunigt vielerorts die Artenverarmung und eine „Uniformierung“ der Kulturlandschaf- ten. Beschleunigt wird diese bedrohliche Entwicklung noch durch den Rückzug der Landwirtschaft aus benachteiligten Mittelgebirgsregionen und dem enorm gewachsenen Druck durch Freizeit- und Erholungsaktivitäten in der Region.

[…]Ein Beispiel für die Beeinträchtigung des Biotopverbundes durch andere Nutzungen sind die vielerorts wachsenden Freizeit- und Erholungsaktivitäten, deren Druck auf ökologisch sensible Flächen immer größer wird.“ (S.136f)


3. Zusätzlich schreibt die Stadt Köln selbst auf ihrer Homepage:
„Die Stadt Köln muss sich also auf deutlich längere Hitzeperioden mit Tagen über 30 Grad Celsius vor allem in den dicht bebauten Stadtteilen einstellen. Besonders ältere Menschen und Kleinkinder werden dann hohen Belastungen ausgesetzt sein. Auch Änderungen der Flächennutzung bisher noch unbebauter Freiflächen oder landwirtschaftlich genutzter Flächen sind besonders zu betrachten. Die dort heute geringe Anzahl von heißen Tagen und Sommertagen würde bis Mitte des Jahrhunderts bei einer erheblichen Verdichtung (beispielsweise durch Wohngebiete / Gewerbegebiete) eine deutliche Zunahme erfahren. Dies macht deutlich, dass bei Planvorhaben darauf zu achten ist, dass die Wärmebelastung durch den Klimawandel nicht durch ungünstige Flächennutzungsänderungen noch deutlich verstärkt wird. Diese Aspekte sind bei einer zukünftigen, nachhaltigen Stadtentwicklung zu berücksichtigen. […]
Die Flächen der Klasse 1 und 2 können hierbei als klimatische Sanierungsgebiete eingestuft werden, in denen sich Maßnahmen zur Verbesserung des Stadtklimas aufdrängen. Während die Flächen der Klasse 4 und 5 [welche auch den Äußeren Grüngürtel beinhalten] eine sehr hohe Empfindlichkeit bei nutzungsändernden Eingriffen, Versiegelung und Bebauungsverdichtungen aufweisen. Diese beiden Klassen sollten als „Stadtklimatische Ausgleichsflächen“ in ihrer klimatischen Funktion erhalten bleiben.“
Hier die Präsentation der Stadt Köln zur Umweltprüfung des Bauvorhabens:
Hier steht das .pdf der Stadt Köln aus der Bürgeranhörung zum Download zur Verfügung

5. Interessant zu lesen ist zusätzlich noch das Projekt Regionale Perspektiven für die Region Köln (2015) von der Bezirksregierung


6. Der NABU NRW geht auf klimatische und die umweltbetreffende Probleme genau ein:
 Hier steht das pdf zum Download zur Verfügung

„Soziale Argumente
  • In mit Grünfächen vergleichsweise unter- versorgten Wohngebieten sollte vermehrt Stadtgrün angelegt werden, das unterschiedliche Qualitätsansprüche erfüllt.
  • Mit Stadtgrün kann Bürgerbeteiligung positiv gelebt werden.
  • Stadtgrün trägt positiv zum nachbarschaftlichen Zusammenleben, zu Naturerfahrung und Umweltbildung bei.“ (S. 13)
„Gesundheitsargumente
  • Stadtgrün fördert die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger.
  • Stadtgrün schafft Naturerfahrungsräume und steigert das psychosoziale Wohlbefinden.
  • Stadtgrün wirkt Umweltbelastungen entgegen.“ (S. 14)
„Umweltgerechte Stadtentwicklung
  • Stadtgrün schützt das Klima durch CO2- Speicherung.
  • Stadtgrün schafft Kaltluftgebiete, Luftaustausch, Schatten und Verdunstungskühle und schützt so vor Hitze.
  • Stadtgrün fördert Artenreichtum und Biodiversität im Lebensumfeld der Menschen.“ (S. 14)
„Ökonomische Argumente
  • Stadtgrün steigert die Attraktivität von Städten.
  • Stadtgrün bietet Lebensqualität, Wohlbefinden und Identifikation.
  • Stadtgrün leistet direkte und indirekte Beiträge zur Wertschöpfung in Kommunen.“ (S. 15)
„Grüne Infrastruktur und Planung
  • Grüne Infrastruktur ist eine essentielle Ergänzung der „grauen“ Infrastruktur im urbanen Raum.
  • Freie Flächen, die baulich nicht genutzt werden, sollten für Stadtgrün erhalten und entwickelt werden – gegebenenfalls als temporäre Zwischennutzung.
  • Stadtgrün ist insbesondere in den hochverdichteten Innenstadtlagen wichtig.
  • Integrierte Stadtplanung braucht Grünplanung
  • Stadtgrün verstärkt die Resilienz der Stadtgesellschaft – muss aber nutzbar und zugänglich sein.“ (S. 16)