Eine kurze Geschichte über die Hybris

Was waren das nicht für große Pläne die der Verein hatte. Geleitet wurde er von Fachleuten in der Geschäftsführung, der Vorstand war nur zum Moderieren da, zum Winken und aus dem operativen Geschäft hielt er sich ansonsten heraus. Die Gremien waren modern, integer und einig. Die Erfolge blieben nicht aus, jedes Jahr kletterte der FC in der Abschlusstabelle der Liga ein Stückchen höher.  Aber dann ging auf diesem Weg etwas verloren – nicht etwa die Werte des Vereins, sondern die der handelnden Personen wie der Ex-Trainer Peter Stöger richtig erkannte.

Die Hybris kehrt zurück in das Geißbockheim

Vielleicht war es der Zeitpunkt als die Geschäftsführung und der Vorstand beschlossen, dass der Verein ein gigantisches Leistungszentrum für seine Profis benötigte. Dafür müssen aber die bestehenden Plätze weichen.  Zum Glück gibt es nebenan die Gleueler Wiese, die mit Kunstrasen und Zäunen versiegelt werden soll. Auch schon im Zuge der emotionalen Diskussion über diese Pläne in der Stadtgesellschaft zeigte sich Vorstand und Geschäftsführung schon wenig souverän und dünnhäutig. Nachdem der Verein die SPD, die CDU und die FDP durch Wegzugdrohungen „auf Linie“ gebracht hatte und die gewünschte Änderung des Flächennutzungsplans in die Planungsphase übergegangen war, zeigte es sich, dass auch eine mögliche Erweiterung im Grüngürtel alleine den Ansprüchen des Clubs nicht annähernd genügt…

Ein neues Stadion mit 75.000 Plätzen muss her, damit man mehr Umsatz erzielen kann und auf Augenhöhe mit den ganz Großen der Liga scheint. Wieder musste die Stadtpolitik über das Stöckchen springen das der 1.FC ihr hinhielt. Die Kommunikation fand überwiegend hinter verschlossenen Türen statt. Die Risse im Fundament des Vereins wurden größer und sichtbarer, viele der treuen Fans beschlich langsam ein ungutes Gefühl.  Kritikfähigkeit, Empathie und Selbstreflektion zeigte der Vorstand zu diesem Zeitpunkt schon längst nicht mehr.

Der Präsident fiel inzwischen durch seine sehr eigenwillige Interpretation über den Status von Menschenrechten in China unangenehm auf.  Als nächstes wurden Vereinsmitglieder verunglimpft, die es gewagt hatten, ihr Mitgliederrecht wahrzunehmen und einen Satzungsänderungsantrag  zu stellen, der gegen die Politiklinie des Vorstandes ging. Auf der Hauptversammlung präsentierte der – inzwischen als hauptamtlicher und mit einem sechsstelligen Jahresgehalt ausgestatteter Präsident – unverhohlen seine Pläne Teile des Vereins an Investoren bzw. natürlich regionale Partner [hört sich so schön harmlos an – aber erwartet ein „regionaler Partner“ keine Verzinsung seines Instestments???] zu verkaufen. Der Rest ist Geschichte, ein totaler sportlicher Absturz, mit Schmadtke und Stöger verließen zwei Gesichter des Erfolges den Verein. Der Abstieg in die 2. Liga scheint unabwendbar, die aktive Fanszene stellt sich gegen den Vorstand. Es darf bundesweit wieder über den „Karnevalsverein“ gelacht werden. Der Verein steht fassungslos vor den Trümmern des Aufbaus der letzten Jahre.

Es bleibt leider festzustellen: die einzige Vision die dieser Vorstand und die Geschäftsführung je für den Verein hatten ist Geld, Geld und nochmals mehr Geld.

Und nun?

Die Mitglieder des Stadtentwicklungsausschusses und auch die Ratsmitglieder, die vermutlich im kommenden Jahr über die Übertragung der landschafts- und denkmalgeschützen Gleueler Wiese an den Profifußball entscheiden werden, sind gut beraten, die Ereignisse des Jahres 2017 sehr genau Revue passieren zu lassen. Sie müssen sich ergebnisoffen fragen ob die vorgelegten Wünsche des FC wirklich alternativlos sind. Ob die vorgebrachten Bedarfsanalysen des Vereins hinsichtlich der benötigten Anzahl der Plätze wirklich der Realität entsprechen.  Man schaue sich nur die verwahrloste Eichenkreuzkampfbahn, deren Pächter der 1.FC Köln ist, ein Stück den Grüngürtel hinauf an. Dieser einst wunderschöne Naturrasenplatz wurde 2017 offensichtlich nicht eine Minute von den Jugend-, Frauen- oder Profimannschaften des FC bespielt. Dies lässt den Schuss zu, dass der FC über substanziell genügend Plätze verfügt und die Erweiterungen am Geißbockheim nur der Aufhübschung und Renditesteigerung für den offensichtlich geplanten Einstieg eines Investors regionalen Partners dienen.

Spielfeld Eichenkreuz – hier spielt keiner mehr